Erstellen einer Hof-Chronik

Nun zurück zum eigentlichen Thema: Bauernhöfe des Haager Landes. Münch hat in mühevoller Kleinarbeit 1800 Bauernhöfe und 200 Handwerker-Anwesen, die es in der ehemaligen Grafschaft gab, untersucht und zusammengestellt. Dabei bedient er sich den Quellen:

  • Steuerbücher von 1400, 1495, 1534, 1538, 1562, 1566, 1572, 1592, 1600, 1676 usw,
  • Militär-Listen über das Haager Fähnlein von 1458-1651, 1664, 1807, 1826, 1838.
  • Ochsenkrieg im Erdinger Raum von 1420-1422.
  • Rekrutenliste Haager Landfahne von 1745.
  • Kriegsgeschichte von Bayern und Pfalz von 1347-1506.
  • Hauptstaatsarchiv Kriegsakten unter Oberst Seebach, Kommander des Haager Regimentes, bis 1638.
  • Heiratsregister der Pfarrei Kirchdorf der Jahre 1617 bis 1659, von 1660 bis 1812 in Vorbereitung.
  • Heiratsmatrikel der anderen Pfarreien (Schwindkirchen, Albaching).
  • Familienbücher der Pfarreien St,.Wolfgang und Rechtmehring vom Beginn bis 1912.
  • Güterverzeichnisse der Herrschaft Burgrain-Isen in der Grafschaft Haag 1727.
  • Darlehens- u. Schuldurkunden-Aufzeichnungen von 1598-1805.
  • Gericht-Literalien der Grafschaft Haag aus Hauptstaatsarchiv München von 1406-1808.
  • Faszikel-Pakete im Hauptstaatsarchiv Nr.1208-1245 nach Bedarf anno 1638-1800.
  • Grafschaft Haag – Urkunden aus Hauptstaatsarchiv München von 1245-1804.
  • Urkunden der Archive in Landshut, Wien, Innsbruck und Speyer.
  • Deutsches Bierlexikon Berlin, mit Blick auf die Hausbrauereien im Haager Land.
  • Adresskalender des Amtsbezirks Haag 1912 und 1913.
  • Salzburger Urkunden-Buch. 4 Bände. 1910-1933.
  • Codex Falkensteinensis, Rechtsaufzeichnungen der Grafen v.Falkenstein (bei Oberaudorf) ab 1179.
  • Cartular des Kloster Ebersberg
  • Traditions-Urkunden der Klöster Gars und Au am Inn. 1107-1458.
  • Urkunden des Augustiner-Eremitenklosters Ramsau bei Haag 1414-1803.
  • Urkunden und Beschreibungen des Leukentales in Tirol in Bezug auf Haager Besitz.
  • Dokumente über die Haager Hofmarken Hampersberg, Schönbrunn, Armstorf, St.Wolfgang.
  • Handbuch der bayerischen Geschichte von Max Spindler, 2 Bände.
  • Handbuch der Deutschen Geschichte, 12 Bände.
  • Es gibt noch einige Archive mehr, die hier nicht aufgeführt sind.

All diese Urkunden und Dokumente mussten gesucht, gefunden und gelesen werden, um Präzises über die Bauernhöfe des Haager Landes zu erfahren. Eine Mammutaufgabe, die einem Privatmenschen, der über seine Vorfahren Auskunft gewinnen will, nicht zugemutet werden kann. Rudolf Münch hat dies in 45-jähriger Kleinarbeit geschafft und kann Ihnen gegen geringe Gebühr Auskünfte darüber vermitteln. Telefon 08072 – 8489.

Bei den Haager Bauernhöfen gab es 5 Kategorien:

Freie Bauern
(Freie Wehrbauern). Ihnen gehört der Hof mit Grund und Boden, sie können den Hof vererben, verkaufen, verpfänden oder behalten, so lange sie wollen. Sie zahlen keine Pacht oder Grundsteuer. Müssen aber der Grafschaft Wehrdienst leisten. Diese schützt den Hof im Konfliktfall.
Lehen
(Wehrbauern der Grafschaft Haag) Der Bauer hat den Grund des Hofes als Lehen (Leihe) einmal von einem adeligen Lehensherrn erhalten, als Gegenleistung musste er Dienste leisten, vornehmlich Militärdienste. Das Haus, der Stall, die Scheune und der gesamte Inhalt, die „fahrende Habe“ gehören dem Bauern. Der Lehensherr darf das Lehen nicht kündigen. Wenn der Bauern keinen Sohn hat, fällt das Gut an den Lehensherrn zurück. Dieser kann es neu verleihen.
Leibrecht
(auch Leibgeding genannt). Der Grundherr verstiftet einem Bauern den Grund, der dafür die Stift jährlich bezahlt (wie bei einer Pacht). Das Haus, der Stall, der Stadel und die fahrende Habe gehört dem Bauern als sein Vermögen, das er versteuern muss. Das Leibrecht gilt auf Lebenszeit. Starb ein Bauer, so musste die „Abfahrt“ bezahlt werden. In der Grafschaft Haag war die Abfahrt das beste Stück Vieh. Soll der Hof übernommen werden, von seinem Sohn , so musste dieser die „Anfahrt“ zahlen, dann bekam er den Hof neu „verstiftet“. Das Leibrecht auf Lebenszeit (Leibgeding) konnte vom Herrn nicht gekündigt werden.
Freistift
Freistift war gleich wie Leibrecht (siehe oben), doch das Freistift konnte vom Grundherrn jederzeit gekündigt werden. Es war die für den Bauern ungünstigste Art des Hofstatus. Meist waren die Grundherrn des Freistiftes die Kirchen und Klöster.
Hohenburg
Die Burg Hohenburg in der Gemeinde Soyen war seit 1304 im Besitz der Haager Grafen, wurde aber steuerlich getrennt von der übrigen Grafschaft behandelt. Denn der Oberherr über die Hofmark Hohenburg war der Bischof von Regensburg. Es gab von Hohenburg Lehen, Leibrecht und Urbarshöfe. Die Steuern in der Hofmark Hohenburg gingen zu 2/3 nach Regensburg, zu 1/3 an die Grafschaft Haag. Die Steuern aus Hohenburg-Gütern in der Grafschaft Haag gingen zu 1/3 an das Bistum Regensburg, zu 2/3 an die Grafschaft Haag.
Fahnen

Die Steuern in der Grafschaft:

Die Steuern des Mittelalters waren viel geringer als die Steuern heute; weil die Freie Grafschaft Haag ein Steuerparadies war:

Einkommens- oder Lohnsteuer
gab es im Mittelalter nicht. Der Lohn ging ohne Abzüge an den Lohnempfänger. Heute beträgt die Lohnsteuer ca. 25 % des Lohnes.
Umsatzsteuer (MWSteuer)
betrug im Mittelalter 1% (heute 19 %).
Mineralölsteuer
gab es im Mittelalter nicht (heute beträgt diese Steuer ca. 65,45 % vom Treibstoff (6-2020).
Grundsteuer, Pacht
Die Grundgilt war auf jeden Fall geringer als die Pacht heute. Beim Reichsgreissl Lengmoos 1/1 (= 100 Tagwerk) betrug die jährliche Gilt im Jahre 1538: 3 Gulden + 1 Schilling (= 660 Pfennig). Und im Jahre 1562: 8 Gulden jährlich (= 1680 Pfennig). Für einen 2/4-Hof (= 50 Tagwerk) betrug die Stift jährlich 3 Gulden + 21 Pfennig.
Leibsteuer
Leibsteuer für Leibeigene betrug im Jahr nur wenige Pfennige. Die Leibsteuern erhielt die Grafschaft nur von ihren Leibeigenen. Die kirchlichen Leibeigenen zahlte ihre Leibsteuer an ihre Kirchen. Die Leibsteuer betrug jährlich 4 bis 5 Pfennige pro Person. Sie war in Bayern und in der Grafschaft Haag ungefähr gleich.
Ertragsteuer, Gewinnsteuer
war in der Grafschaft nur die Hälfte des in Bayern oder des Deutschen Reiches üblichen Satzes. Heute ist die Vermögenssteuer abgeschaft. Die Gewinnsteuer beträgt heute gestaffelt 25 bis 49 %.
Zehent
Der Zehent war der zehnte Teil der Ernte, und ging gewöhnlich an eine Kirche oder an ein Kloster. Heute abgeschafft.
Heiratssteuer
Leibeigene mussten bei der Heirat eine Gebühr bezahlen, die sogenannte Heiratsbuße. Sie betrug 14 Pfennig Grundgebühr + 5 % vom Heiratsgut. Heiraten eines Leibeigenen ausserhalb der Grafschaft kosteten genau das Doppelte. Freie Bauern waren steuerfrei.
Solidaritäts-Zuschlag
Gabs im Mittelalter nicht. Aber es gab Sonderabgaben: Türkensteuer zur Finanzierung der Schutztruppen gegen die Türkengefahr.
Alkoholsteuer
War im Mittelalter höher als heute. Bei Wein betrug sie in der Freien Grafschaft 38 %. Ähnlich beim Bier und Schnaps. Limonaden oder Mineralwasser gab es im Mittelalter nicht.
Stift (Pachtabgabe)
Die Stift, die Abgabe (bei 50 Tagwerk) an den Grundherrn betrug im Jahr 1653 in Bayern jährlich 42 Kreuzer + 3 ½ Pfennig (= 151 Pfg). In der Grafschaft Haag betrug sie jährlich 4 Schilling, das waren 120 Pfennig (oder 150 Euro heutigen Geldes).

Wenn die Steuern von heute im Mittelalter verlangt worden wären, wäre es zu Aufständen gekommen.

Nun zurück zum Thema "Hofchroniken selber machen". Um das Mittelalter zu verstehen, muss man sich mit dem damaligen Geld befassen. Das Haager Geld hatte folgende Staffelung:

1 Pfund Pfennig = 1 Gulden = 7 Schilling = 210 Pfennig = 420 Heller. Alle Münzen sind aus Silber. 1 Schilling = 30 Pfennig = 60 Heller. Durch Reform kamen 1524 noch Taler (= 360 Pfennig) und Batzen (1/10 Taler = 36 Pfennig) hinzu. Das Mittelalterliche Geld war mehr wert als heute. Die Preise waren entsprechend niedrig:

Preise um 1300:

1 Pfund Rindfleisch kostete ½ Pfennig = 1 Heller.
1 Huhn ................................................ 2 Pfg.
100 Eier ............................................... 10 Pfg
1 Maß Wein ........................................ 2 Pfg
1 Maß Bier .......................................... 1 Heller

Preise um 1500:

1 Pfund Rindflleisch 4 Pfg.
1 Huhn ....................... 5 Pfg
3 Eier ......................... 1 Pfg.
1 Lamm .................... 32 Pfg.
1 Gans ....................... 12 Pfg.

Preise um 1550 (Zeit Graf Ladislaus v.Haag):

1 Pfund Rindfleisch kostete ............... 2 ½ Pfg.
1 Huhn .............................................. 7 Pfg.
1 Maß Wein aus der Wachau ............ 18 Pfg.
1 Maß Rheinwein .............................. 21 Pfg.
1 Maß gutes Bier .............................. 3 Pfg.
100 Ziegelsteine ............................... 28 Pfg.

Preise um 1624 (Wittelsbacher):

1 Pfund Rindfleisch 14 Pfg.
1 Pfund Schweinefleisch 14 Pfg.
1 Maß Bier ..................... 7 Pfg.
1 Maß Wein .................. 126 Pfg.
5 Eier ............................ 3 ½ Pfg.
1 Laib Brot ................... 14 Pfg.

Mehr über Geld u. Preise der Zeit 1650 bis 1800 erfährt man bei Antik-Beratung Rudolf Münch.

Der Bäck von Stetten Gemeinde Albaching, im Jahre 1927. Das Gebäude wurde im 19.Jahrhundert neu gebaut, anstelle eines älteren hölzernen Hauses.

Der Bäck von Stetten Gemeinde Albaching, im Jahre 1927. Das Gebäude wurde im 19.Jahrhundert neu gebaut, anstelle eines älteren hölzernen Hauses.

Löhne im Mittelalter und in der Zeit des 16. Jahrhunderts in der Grafschaft:

Löhne um 1525:

Handwerks-Meister
25-30 Pfennig am Tag
Handwerks-Geselle
15 Pfennig am Tag
Maurer-Geselle
35 Pfennig am Tag
Mörtel-Weib
28 Pfennig am Tag
Handlanger oder Tagwerker
14 Pfennig am Tag
Schreiber auf der Burg Haag
28 Gulden im Jahr
Schatzmeister der Grafschaft Haag
50 Gulden im Jahr
Knappe des Grafen
8 Gulden im Jahr
Schulmeister
6 Schilling im Jahr
Bräubursche Gräfl. Bräuhaus Haag
21 Gulden im Jahr
Hofbäcker auf der Burg Haag
4 Gulden + 4 Schilling im Jahr
Jägermeister der Grafschaft
4 Gulden im Jahr
Knecht, Jägerknecht
1 Gulden im Jahr
Hausknecht der Burg Haag
4 Gulden + 2 Schilling im Jahr
Doktor für die Grafschaft
20 Gulden im Jahr

Preise um 1525:

Brennholz 1 Klafter (3,24 cbm)
48 Pfennig
Kalk 1 Muth (888 Liter)
120 Pfennig
1 Schlachtkuh
8 Gulden
1 Spanferkel
1 Schilling + 5 Pfennig (=35 Pfennig).
1 Pfund Forelle
21 Pfennig
1 Henne oder Hahn
7 Pfennig
1 Trudhahn
35 Pfennig
1 Hemd
70 Pfennig
Bauer aus dem Haager Land, Pfarrei Albaching um 1890

Bauer aus dem Haager Land, Pfarrei Albaching um 1890

Für alle, die eine Familien- oder Hofchronik anstreben, ist es ratsam, Fotos, Bilder und Gemälde über die Familie zu sammeln und sie auf der Rückseite zu beschriften: Name und Datum des Vorfahren:

Bäuerliches Ehepaar aus der Gemeinde Albaching. Die Frau auf diesem Bild heisst Theresia, steht hinten auf dem Foto. Um 1900.
Firmling um 1910. Foto von Anton Steiner Haag.

Wenn Sie einige alte Bilder und Fotos zusammenhaben, werden Sie sehen, dass das Selbermachen einer Hofchronik viel Freude bereitet. Sie werden ihre Familie und ihre Vorfahren kennen lernen und Sie können an nichts anderes mehr denken, als an die Arbeit mit der Familienforschung. Haben Sie noch fragen dazu? Ich gebe Ihnen gerne Auskunft.